Brauchtum der Kerwe in der Pfalz

Das zweifellos bekannteste Fest der Pfalz ist die Kirchweih, mundartlich Kerb, Kerwe oder Kirwe genannt. Ursprünglich war es – wie der Name schon sagt – der Jahrestag der Einweihung der Kirche. Doch schon seit Jahrhunderten hat das Fest, lange Zeit bei vielen Pfälzern der größte weltliche Festtag des Jahres, mit der Kirche nichts mehr zu tun. Im Mittelhochdeutschen bedeutet das Wort „Kirchwihe“ schon Jahrmarkt und ein solcher fand wahrscheinlich schon damals neben dem eigentlichen Kirchenfest statt. Schon um 1500 bildeten sich in unserer Gegend aus den Wörten Kirchwihe oder Kirwihe die Namen Kirbe oder Kerbe heraus.

Früher war die Ortseigene Kerwe das Familienfest des Jahres. Die ganze Verwandtschaft oder – wie der Volksmund sagt – „Freundschaft“ kam am Kerwesonntag aus der näheren und weiteren Umgebung zusammen, nahm ein opulentes Mahl zu sich und stärkte sich am Nachmittag noch einmal an der reichhaltigen Kuchentafel. Nach dem Essen hatte man die Gelegenheit, den Kerwe-baum zu bewundern und der Kerwerede zu lauschen.

Den Kerwebaum, eine bändergeschmückte Birke, hatten die Kerweborsch im Vorfeld in mühevoller Arbeit geschmückt. Am Kerwesonntag führten sie ihn unter Musikbegleitung durchs Dorf und steckten ihn am Kerwewirtshaus auf. Einer der Kerweborsch trug die „Kerweredd“ vor, in der er in launigen, mitunter recht derben Worten Begebenheiten des zurückliegenden Jahres zum Besten gab. Die meisten Familien begaben sich auf den Kerweplatz, wo die Kinder „Reitschul“ (Karussell) fahren und sich vom Kerwegeld Süßigkeiten kaufen durften.

Unter den Bräuchen, die viele pfälzische Auswanderer in den vergangenen Jahrhunderten mit ins „neue Land“ nahmen, war im Übrigen auch die Kerwe. So wird noch heute im Süden Brasiliens recht zünftig, mit viel Bier und bei lauter Musik die „Kerb“ gefeiert. Auch in diesem sehr weit entfernten Landstrich gilt also:

„Die Kerwe sie lebe hoch!“

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Veröffentlicht in Kerwe